Presseartikel „Ich wollte immer nur spielen“

Der Wiesbadener Kurier berichtet am 9.8.17 in einem kleinen Artikel über mich:

Kultur vor Ort 09.08.2017

„Ich wollte immer nur spielen“

Vom Gastwirt zum Bühnen-Profi: Martin Plass ist im Jungen Staatstheater zu sehen

Von Julia Anderton

WIESBADEN – Bis Martin Plass 19 Jahre alt war, hatte er keinen Gedanken an eine Karriere als Schauspieler verschwendet. Dafür war er bereits im zarten Alter von 18 Jahren Wirt eines kollektiv betriebenen Cafés: „In besagter Wirtschaft saß eine attraktive junge Frau mit attraktivem großen Hund an einem Tisch und blätterte in kleinen gelben Heftchen. Sie erklärte mir, dass sie gerade Theaterstücke liest, weil sie sich auf ihren Schauspielunterricht vorbereitet. Da dachte ich mir, das könnte ich ja auch mal probieren“, erinnert er sich. „Also bin ich da mal vorbeigegangen und habe mich mit denen unterhalten. Und die haben mich dann auch genommen. Die Leidenschaft kam dann mit den ersten Rollen an der Schule. Kosinksi, Janek, St. Just, Orin – das hat schon Spaß gemacht.“

Ein Festengagement war nie sein Ziel

Bereits während der Ausbildung war ihm klar, dass im Unterschied zu seinen Kommilitonen ein Festengagement nicht sein Ziel war, er wollte lieber frei und als Gast an verschiedenen Theatern arbeiten. Der Plan ging auf: Plass spielte am Stadttheater Mainz, am Theater Darmstadt und vielen deutschen Privattheatern sowie in der Freien Theaterszene. Im Kino war der gebürtige Dotzheimer in „Der König der Eidechsen“ zu sehen, ebenso in TV-Produktionen wie „Ein Fall für Zwei“ oder „Schwarz greift ein“ mit Klaus Wennemann. „Irgendwann war der Schwerpunkt dann ganz klar bei der Bühne und nebenher habe ich immer wieder für Arte und ZDF/3sat Dokus gesprochen. Eigentlich wollte ich immer nur spielen, ‚Karriere’ ist für mich bis heute ein komisches Wort.“

Zuletzt konnte man ihn im Nele-Neuhaus-Zweiteiler „Böser Wolf“ (Taunuskrimi) sehen. „Auf der Bühne stehe ich inzwischen einigermaßen regelmäßig im Staatstheater Wiesbaden. Ich hätte keine große Lust, nur Film oder nur Theater zu machen, die beiden Formen sind so unterschiedlich.“

Im Hessischen Staatstheater ist der 52-Jährige als Gast in Produktionen des Jungen Staatstheaters zu sehen, derzeit in dem Stück „Lohengrin: Unterwegs mit Schwan“ in wechselnden Rollen. „Man kann halt im Kinder- und Jugendtheater noch mal ganz anders Spaß haben, als in einer sogenannten ‚Erwachsenenproduktion’. Aber auch hier macht’s die Mischung. Nur Kindertheater könnte ich mir bei aller Spielfreude auf Dauer nicht vorstellen.“

Fast 14 Jahre lang Schule für Schauspiel geleitet

Von 2003 bis 2016 leitete Plass mit seiner Kollegin Verena Plümer die Wiesbadener Schule für Schauspiel. „Wir haben das Angebot ausgebaut, eine komplett ausgestattete Studiobühne eingerichtet und konnten regelmäßig Schulproduktionen realisieren. Wir haben Kooperationen eingefädelt und den Ausbildungsverlauf modernisiert. Das war eine sehr spannende Zeit. Wie gesagt, ich bin ein Projektmensch. Das war mit fast 14 Jahren ganz klar mein längstes Projekt. Für mich war einfach klar, dass ich wieder mehr Zeit haben möchte, um selbst zu spielen und zu drehen.“ Heute unterrichtet er an der Schule immer noch Studiosprechen und Textgestaltung, gibt privaten Schauspielunterricht und bietet Camera-Acting-Workshops für Bühnendarsteller an, außerdem ist er Dozent an der Universität in Mainz.